NVIDIA – diese sechs Buchstaben stehen an der Börse für einen Champion der Superlative. Aufgrund der unersättlichen Nachfrage nach seinen High-End-Prozessoren ist der Chip-Hersteller mit dem kryptischen Namen im Juni diesen Jahres zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen und überholte damit die «alten Hasen» Microsoft und Apple. Die Klettertour verlief dabei exponentiell: Es brauchte lediglich neun Monate, bis die Kapitalisierung von USD 1 Bio. auf USD 2 Bio. im Februar 2024 sprang und anschliessend nur noch weitere 4 Monate bis zur USD 3 Bio. Grenze. In diesen Höhen wurde die Luft allerdings dünner. Was folgte, war eine Korrektur, bei der inzwischen mehr als USD 500 Mrd. an Unternehmenswert verpufften.
Der Tech-Konzern aus Santa Clara gilt als der KI-Profiteur schlechthin. Experten zufolge kontrolliert NVIDIA rund 80% des Weltmarkts für Spezialprozessoren für Künstliche Intelligenz. Das neue Topmodell, der «Blackwell B200», soll Schätzungen zufolge bei einem Preis von mehr als USD 20‘000 Dollar pro Stück liegen. Die Massenproduktion des High-End-Chips, der angeblich 30-mal schneller als sein Vorgänger ist, wird in den kommenden Monaten anlaufen.
Exorbitantes Wachstum
Dass die Nachfrage nach den Chip-Designs aus dem Hause NVIDIA enorm ist, lässt sich Quartal für Quartal in dessen Bilanz ablesen. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 (31.01.) sprang der Umsatz um weitere 262% auf USD 26.04 Mrd. empor, der Nettogewinn erhöhte sich um 462% auf USD 15.2 Mrd. Zum Vergleich: Vor drei Jahren erlösten die Kalifornier in den drei Monaten von Februar bis April erst USD 5.7 Mrd. und der Überschuss betrug im Vergleich zu heute mickrige USD 1.9 Mrd. (siehe Grafik)
Während der KI-Boom auf der einen Seite das Wachstum kräftig anschiebt, nimmt auf der anderen Seite der Gegenwind zu. So haben Beschränkungen der US-Regierung von Lieferungen nach China dafür gesorgt, dass sich die Einnahmen im Reich der Mitte im vergangenen Geschäftsjahr am Konzernumsatz von 27% auf 17% im Vergleich zu vor zwei Jahren reduziert haben. Um das Embargo zu umgehen, arbeitet das Unternehmen Insidern zufolge an einer speziellen Version seines aktuellen KI-Chips für den dortigen Markt. Dieser gemeinsam mit dem chinesischen Vertriebspartner Inspur entwickelte Prozessor wird den Angaben zufolge im zweiten Quartal 2025 auf den Markt kommen. Noch ist das aktuelle Spitzenmodell für China der «H20», von dem laut den Research-Experten von SemiAnalysis im laufenden Jahr voraussichtlich mehr als 1 Mio. Stück verkauft werden. Das Umsatzvolumen mit diesen Prozessoren wird auf mehr als USD 12 Mrd. geschätzt.
Auseinandersetzungen
Die Konkurrenz schläft ebenfalls nicht und möchte sich in Zukunft grössere Stücke vom KI-Kuchen abschneiden. Um NVIDIA Marktanteile abzujagen, drücken neben alt eingesessenen Chip-Konzernen wie AMD und Intel auch junge Start-ups wie Cerebras aufs Entwicklungstempo. Letztgenannter strebt nun ebenfalls an die Börse und hat dazu bereits einen vertraulichen Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC gestellt. Nicht nur der zunehmende Wettbewerb könnte NVIDIA in Zukunft das Leben erschweren, auch haben verschiedene Behörden den Konzern ins Visier genommen. So ermitteln beispielsweise französische Kartellwächter wegen mutmasslich wettbewerbswidrigen Verhaltens gegen NVIDIA. Und auch das US-Justizministerium soll nach einem Medienbericht eine Untersuchung eingeleitet haben. Angeblich setzte der Weltmarkführer Cloud-Anbieter unter Druck, mehr seiner Produkte zu kaufen.
Wichtiger Termin
Ob die Nachfrage nach den Chips von NVIDIA weiter ungebrochen ist, werden die anstehenden Zahlen zur zweiten Geschäftsperiode von Mai bis Juli zeigen. In den vorangegangenen sechs Quartalen wurden die Umsatzerwartungen der Analysten jeweils übertroffen. Den Zwischenbericht veröffentlicht der Konzern am 28. August. Spätestens dann wird sich zeigen, ob der zuletzt ausgebildete Boden bei USD 100 tatsächlich der Tiefpunkt der Konsolidierung war und die Aktie ihre Taktung wieder erhöht oder der dreistellige Kursbereich erneut in Gefahr gerät.
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