Tag für Tag hören wir im Radio oder im Fernsehen, wie sich der SMI, der Dow Jones, der Nikkei und andere Leitindizes entwickelt haben. Kümmern wir uns einmal um die Frage, welche wichtigen Indizes es gibt und wie sie funktionieren.
- Welche sind die wichtigsten Indizes der Schweiz?
- Welche sind die wichtigsten Indizes der Welt?
- Wann wurde der erste Aktienindex erstellt, und von wem?
- Was macht einen Index aus?
- Welche Indizes sollten aktive Anleger und Anlegerinnen im Blick behalten?
- Warum wird der Stand des Leitindex immer in den Nachrichten genannt?
- Wie wird ein Index berechnet?
- Hat die BX Swiss eigene Indizes?
- Wie können Anleger und Anlegerinnen in einen Index investieren?
- An der BX Swiss Exchange gehandelte Index-ETFs
Welche sind die wichtigsten Indizes der Schweiz?
Der mit Abstand bedeutendste Aktienindex der Schweiz ist der Swiss Market Index, besser bekannt unter seiner Abkürzung SMI. Dieser seit dem Jahr 1988 bestehende und die 20 wichtigsten Aktien beinhaltende Index ist der Leitindex für den Schweizer Aktienmarkt. Das bedeutet unter anderem, dass er als Grundlage für zahlreiche Anlageprodukte genutzt wird, beispielsweise für Indexfonds, aber auch für Derivate wie Optionen oder Futures.
Der zweitwichtigste Aktienindex der Schweiz ist der Swiss Performance Index (SPI). Er ist im Gegensatz zum SMI kein Auswahlindex, sondern ein Gesamtmarktindex; er enthält fast alle kotierten Schweizer Aktiengesellschaften.
Als Alternative zum stark „kopflastigen“ SMI wird seit dem Jahr 2007 der Swiss Leader Index (SLI) berechnet: Da im SMI die grössten fünf Titel circa zwei Drittel bis drei Viertel der Gewichtung ausmachen, wird er von Kursschwankungen dieser Unternehmen ungebührlich stark beeinflusst, und darum begrenzt der SLI die Gewichtungen, um eine bessere Diversifikation zu bieten. Allerdings hat er sich bislang noch nicht auf breiter Front als Leitindex durchgesetzt.
Schliesslich ist noch der entweder als SMI MID oder als SMIM bezeichnete Mid-Cap-Index zu erwähnen, der aus 30 mittelgrossen an der SIX Swiss Exchange kotierten Unternehmen besteht.
Aber auch die Schweizer Börse BX Swiss kann mit 3 Indices aufwarten: dem BX Swiss Top 30, dem BX Swiss All Share und dem BX Swiss IMMO Index.
Welche sind die wichtigsten Indizes der Welt?
Die international bedeutendsten Indizes sind die „Amerikaner“ Dow Jones Industrial Average, S&P 500 Index und Nasdaq Composite. Der Dow Jones ist wie der SMI und der SLI ein Auswahlindex, der S&P 500 Index repräsentiert mittels der 500 grössten US-kotierten Aktiengesellschaft den breiten Markt, während der Nasdaq Composite Unternehmen aus dem Technologiesektor enthält.
Ein paar Beispiele für bedeutende Indizes aus unseren Nachbarländern: DAX (Deutschland), CAC 40 (Frankreich), ATX (Österreich), FTSE MIB (Italien) und EURO STOXX 50. Weitere Indizes von internationaler Bedeutung sind beispielsweise der FTSE 100 (London), der HSI (Hongkong), der Nikkei 225 (Japan) und der SSE Composite Index (Shanghai).
Wann wurde der erste Aktienindex erstellt, und von wem?
Charles Dow veröffentlichte erstmals im Juli 1884 im Customers’ Afternoon Letter den Dow Jones (Railroad) Average, der bis heute als Dow Jones Transportation Average Bestand hat, und im Mai 1896 erstmals im Wall Street Journal den ebenfalls bis heute existierenden Dow Jones Industrial Average.
Im deutschsprachigen Raum wurde im März 1922 vom Statistischen Reichsamt in Berlin erstmals der Aktienindex des Statistischen Reichsamtes veröffentlicht. Er basierte auf den Kursen von 300 in Berlin notierten Aktien und wurde so zurückgerechnet, dass er am 31. Dezember 1913 den Wert von 100 gehabt hätte. Im Zweiten Weltkrieg wurde dieser Index eingestellt.
Der deutsche Leitindex DAX wurde 1988 als Fortführung eines Index eingeführt, den die Börsen-Zeitung seit 1959 gepflegt hatte. Am gleichen Tag, nämlich am 1. Juni 1988, wurde der SMI aufgelegt. Eine Vorgeschichte wie in anderen Ländern gibt es dazu nicht, weil bis zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz kein fortlaufender Aktienhandel stattfand, sondern die Wertpapiere in Einzelauktionen über den Tisch gingen. Es gab lediglich bankeneigene Indizes, die einmal täglich berechnet wurden. Anlass für die Einführung sowohl des fortlaufenden Handels als auch des SMI war die geplante Einführung einer Schweizer Derivatebörse, die eine solche Kontinuität benötigte.
Was macht einen Index aus?
Allgemeine Auswahlindizes und Gesamtmarktindizes repräsentieren eine bestimmte Börse. Handelt es sich dabei um die Leitbörse eines Landes – beispielsweise um die grösste oder gar um die einzige Börse, spiegelt der Index die Wirtschaft des betreffenden Landes wider. So besteht beispielsweise der SMI passend zur Struktur der schweizerischen Volkswirtschaft rund zur Hälfte aus den Branchen Nahrungsmittel und Pharmazie, während in Südafrika der Bergbau etwa ein Drittel stellt.
Anders sieht es natürlich aus, wenn eine Börse auf gewisse Branchen spezialisiert ist, wie beispielsweise die Technologiebörse Nasdaq in den Vereinigten Staaten. Zudem gibt es auch spezielle Branchenindizes wie etwa den deutschen TecDAX.
Abgesehen von den bisher behandelten „traditionellen“ Indizes existieren darüber hinaus weltweit Hunderte verschiedene mehr oder weniger spezialisierte Indizes, die vor allem als Benchmarks für Investmentfonds oder als Grundlage für ETFs und sonstige Anlageprodukte dienen.
Welche Indizes sollten aktive Anleger und Anlegerinnen im Blick behalten?
Natürlich muss man in erster Linie diejenigen Indizes beobachten, die mit den eigenen Anlagen zu tun haben. Wer Aktien aus BRICS-Staaten oder entsprechende ETFs besitzt, wird sich wohl weniger für den Dow Jones interessieren als für den MSCI Emerging Markets Index. Wer Immobilienanlagen besitzt, wirft selbstverständlich ein Auge auf den BX Swiss IMMO Index.
Doch allgemein im Sinne des traditionellen Durchschnittsanlegers gesprochen: Neben den Schweizer Indizes sollte man auf jeden Fall auch „über den grossen Teich“ blicken und schauen, was Dow Jones und Nasdaq tun. Auch ein Blick zum grossen nördlichen Nachbarn schadet sicherlich nicht.
Warum wird der Stand des Leitindex immer in den Nachrichten genannt?
Wie der Name schon sagt, soll ein Leitindex Orientierung bieten. Nicht nur Anleger, Trader und institutionelle Investoren richten sich danach, sondern mehr oder wenige alle irgendwie am Gang der Wirtschaft Interessierten. Denn schliesslich gilt die Börse als vorlaufender Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung und als allgemeines Stimmungsbarometer.
Dabei kommt es häufig weniger auf die tatsächliche Repräsentativität eines Index an als vielmehr auf den kommunikativen Aspekt – überspitzt ausgedrückt könnte man sagen, der Leitindex habe seine Leitfunktion daher, dass er Leitindex heisst. Und salopp formuliert könnte man behaupten, es werde überall über ihn berichtet, weil er ein so schönes für alle Welt geeignetes Gesprächsthema darstellt.
Dies gilt natürlich vor allem für Fälle wie Dow Jones (repräsentativer ist der S&P 500) und Nikkei 225 (repräsentativer ist der TOPIX). Der SMI gibt im Vergleich dazu die tatsächliche Lage deutlich besser wieder. Dafür, dass es auch hierzulande mehr um Kommunikation und Gewohnheiten geht als um den sachlichen Aspekt, spricht die Tatsache, dass sich der SLI bislang nicht gegenüber dem SMI durchgesetzt hat.
Wie wird ein Index berechnet?
Die erste Frage, die sich bei der Erstellung eines Index stellt, ist der bereits erwähnte Unterschied zwischen Auswahlindizes und marktbreiten Indizes bis hin zu Gesamtmarktindizes.
Zweitens unterscheiden sich verschiedene Indizes hinsichtlich der Gewichtung der darin enthalten Aktien. Die wichtigsten Grundformen der Indexgewichtung sind: Kursgewichtung, Kapitalisierungsgewichtung, Umsatzgewichtung und gleichmässige Gewichtung.
Eine weitere massgebliche Unterscheidung ist die zwischen Kursindex und Performanceindex: In den Kursindex fliessen lediglich die Aktienkurse ein, während ein Performanceindex auch Dividenden berücksichtigt. Ein Beispiel für einen Index, der regelmässig in beiden Formen angegeben wird, ist der SMI MID. Wird der Leitindex SMI abweichend von den Gepflogenheiten als Performanceindex angegeben, heisst er SMIC (SMI Cum Dividend).
Insbesondere bei Auswahlindizes, die als Leitindizes fungieren, gelten für die Aufnahme zudem weitere strenge Anforderungen an die einzelnen Aktien. Um etwa in den SMI aufgenommen zu werden, muss eine Aktie mindestens 50 Prozent der durchschnittlichen Liquidität der im SPI enthaltenen Aktien aufweisen, und ihre Streubesitz-Kapitalisierung muss mindestens 0,45 Prozent der SPI-Kapitalisierung betragen. Hinzu kommt eine auf Umsatz und Kapitalisierung basierende Quartalsrangfolge.
Ganz anders ist es beispielsweise beim weltweit bekanntesten Aktienindex, dem Dow Jones Industrial Average. So unglaublich es klingen mag: Die Aufnahme in den Index folgt keinen festen Regeln, sondern erfolgt nach dem Gutdünken des Indexherausgebers S&P Dow Jones Indices. Dadurch erklären sich gewisse Kuriositäten, zum Beispiel dass Alphabet/Google trotz eines Börsenwerts in Billionenhöhe nicht im Leitindex enthalten ist.
Hat die BX Swiss eigene Indizes?
Auch die BX Swiss hat inzwischen drei eigenen Indizes aufgelegt: den BX Swiss Top 30, den BX Swiss All Share und den BX Swiss IMMO Index .
Der BX Swiss Top 30 enthält die 30 grössten Aktien der Schweiz und bildet somit deren Performance ab. Die darin enthaltenen Unternehmen sind in der Schweiz kotiert, weisen einen täglichen durchschnittlichen Handelsumsatz von 7’500 CHF und anfänglich einen Streubesitz von mindestens 20 Prozent auf. Der Preisindex wird in CHF berechnet und vierteljährlich neu zusammengesetzt.
Der BX Swiss All Share enthält alle in der Schweiz kotierten Unternehmen, die den oben genannten Kriterien des BX Swiss Top 30 genügen.
Der BX Swiss IMMO zielt darauf ab, die Performance aller als „Real Estate Development“ oder als „Real Estate Investment Trust“ klassifizierten Unternehmen des Schweizer Aktienmarkts abzubilden, wobei sie im BX Swiss All Share Index enthalten sein müssen.
Wie können Anleger und Anlegerinnen in einen Index investieren?
Viele Anleger und Anlegerinnen investieren lieber in Indizes als in einzelne Aktien, Rohstoffe, Immobilien oder sonstige Vermögenswerte. Gründe dafür sind die dadurch gewährleistete breite Diversifikation und häufig auch die Auffassung, passives Management sei dem aktiven risikobereinigt überlegen. Auf jeden Fall ist die Indexanlage preisgünstig, was bereits einen Renditevorsprung bedeutet.
In Indizes kann man mithilfe von herkömmlichen Indexfonds, mit ETFs oder mithilfe von Indexzertifikaten investieren. Seit einigen Jahren erfreuen sich ETFs weit grösserer Beliebtheit als konventionelle Indexfonds, weil sie sich wie Aktien ohne zusätzlichen Aufwand sowie zu minutenaktuellen Kursen kaufen und verkaufen lassen. Beispiele für ETFs auf den SMI, die an der BX Swiss Exchange gehandelt werden, sind der iShares SMI ETF und der UBS ETF SMI. Ein SMIM-ETF ist der iShares SMIM ETF.