Artikel zum Interview mit Marco Ludescher
(Mitglied der Geschäftsleitung, Dr. Blumer & Partner Vermögensverwaltung Zürich AG)
Die globalen Finanzmärkte stehen unter Druck: Rekordverschuldung, Inflationsängste und politische Umbrüche beeinflussen Zinspolitik, Aktienkurse und Rohstoffpreise. Deutschland und die USA stehen dabei besonders im Fokus – zwei Länder, die 2025 mit neuen fiskalpolitischen Kursen überraschen. Während Donald Trump wieder auf eine expansive Haushaltsführung setzt, plant der designierte deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz eine beispiellose Neuverschuldung. Was bedeutet das für Anlegerinnern und Anleger – und wie reagieren Märkte, Zinsen und Inflation?
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Mehr Informationen- Deutschland 2025: Schuldenpolitik unter Friedrich Merz
- Deutscher Aktienmarkt: Kurzfristiger Aufschwung, langfristige Risiken
- USA unter Präsident Trump: Goldene Ära oder finanzielles Dilemma?
- US-Aktienmarkt unter Druck: Hohe Bewertungen und wachsende KI-Konkurrenz
- Gold und Silber: Ein unveränderter Kauf in unsicheren Zeiten
- Volatile Zeiten für Kryptowährungen: Warum Kakao 2024 der bessere Deal war
- Rohstoffe: Die Grundlage der Wirtschaft mit langfristigem Potenzial
Deutschland 2025: Schuldenpolitik unter Friedrich Merz
Die Finanzmärkte stehen vor einer neuen Realität: Deutschland, traditionell als Hort fiskalischer Disziplin bekannt, weicht unter dem designierten Bundeskanzler Friedrich Merz von seinen bisherigen Prinzipien ab. Mit einer geplanten Neuverschuldung von nahezu einer Billion Euro sollen sowohl die Infrastruktur modernisiert als auch die Bundeswehr deutlich aufgerüstet werden.
Dieser Kurs hat weitreichende Folgen – insbesondere für die europäische Zinslandschaft und die Stabilität der Finanzmärkte. Bereits vor Amtsantritt von Merz stiegen die Renditen deutscher Staatsanleihen um 0.5 Prozentpunkte ein klares Signal des Misstrauens seitens der Anlegerinnen und Anleger. Höhere Schulden führen zu höheren Zinsen, was die Finanzierungskosten für Unternehmen und Privathaushalte zusätzlich erhöht.

Quelle: Bloomberg
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins kürzlich auf 2.5 % gesenkt. Diese Massnahme konnte jedoch den Anstieg der Renditen nicht bremsen. Im Gegenteil: Die Finanzierungskosten für Deutschland steigen weiter. Die jährlichen Zinszahlungen belaufen sich inzwischen auf rund 100 Milliarden Euro – das entspricht nahezu 20 % des Bundeshaushalts. Zwar soll dieses Defizit durch wirtschaftliches Wachstum kompensiert werden, doch anhaltend hohe Zinsen und eine steigende Inflation könnten diese Strategie erheblich erschweren.
Auch die Europäische Union plant im Zuge der Remilitarisierung Europas neue Schulden in Höhe von 800 Milliarden Euro. Es ist davon auszugehen, dass weitere Mitgliedstaaten diesem Beispiel folgen könnten, was das Preisniveau und die Zinserwartungen zusätzlich unter Druck setzen dürfte. Gleichzeitig kündigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Einführung des digitalen Euro für Oktober 2025 an – verbunden mit der Möglichkeit, im Extremfall über sogenannte Zwangsanleihen auf private Ersparnisse zuzugreifen.

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Friedrich Merz hatte im Wahlkampf angekündigt, an der Schuldenbremse festzuhalten und etwaige Mehrausgaben durch haushaltsinterne Umschichtungen zu finanzieren. Kurz nach der Wahl zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Die staatliche Neuverschuldung nimmt deutlich zu. Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) beträgt die offizielle deutsche Staatsverschuldung derzeit 62.1% des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Rechnet man die neu geschaffenen «Sondervermögen» für Infrastrukturprojekte und Verteidigungsausgaben hinzu, steigt der Schuldenstand auf über 100 % des BIP – ein Niveau, das bislang eher hochverschuldeten südeuropäischen Ländern vorbehalten war.
„Die deutsche Wirtschaft ist das Zugpferd Europas. Und wenn Deutschland schwächelt, hat Europa ein Problem.“
Der neue finanzpolitische Kurs stellt eine riskante Wette auf zukünftiges Wachstum dar. Sollte die Europäische Zentralbank jedoch gezwungen sein, ihre Geldpolitik wieder zu straffen, könnte die Belastung für Deutschland deutlich zunehmen. Die Finanzmärkte haben bereits mit Zurückhaltung reagiert – ob sich daraus eine neue Schuldenkrise entwickelt, dürfte sich in den kommenden Monaten zeigen.
Deutscher Aktienmarkt: Kurzfristiger Aufschwung, langfristige Risiken
Die milliardenschweren Schuldenprogramme der Bundesregierung haben den DAX zuletzt Auftrieb gegeben. Der deutsche Leitindex konnte in den vergangenen Wochen zulegen – auch weil Investorinnen und Investoren aus den überhitzten US-Märkten abzogen und in europäische Werte umschichteten. Die Aussicht auf ein schuldenfinanziertes Konjunkturprogramm nährt zumindest kurzfristig die Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Belebung. Doch die zentrale Frage bleibt: Wird dieser Effekt auch langfristig zur Stärkung der deutschen Wirtschaft beitragen – oder handelt es sich lediglich um eine temporäre Reaktion auf fiskalische Impulse?

Quelle: Finanzen.ch
Aufgrund der massiven staatlichen Ausgaben wird für das Jahr 2025 ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts erwartet, der sich im Jahr 2026 noch verstärken könnte. Allerdings bleiben zentrale strukturelle Herausforderungen weitgehend ungelöst: hohe Energiekosten, überbordende Bürokratie oder ineffiziente staatliche Ausgabenstrukturen. Statt grundlegende Reformen anzugehen, droht Deutschland in eine Abwärtsspirale aus kurzfristigem Wachstum und langfristiger Schwäche zu geraten. Besonders betroffen ist die Industrieproduktion eine tragende Säule der deutschen Volkswirtschaft.
Durch die Aufgrund der massiven staatlichen Ausgaben Staatsausgaben wird für das Jahr 2025 ein Anstieg des BIP-Wachstums Bruttoinlandsprodukts erwartet, das der sich im Jahr 2026 noch verstärken könnte. Allerdings bleiben zentrale statt strukturelle Probleme Herausforderungen weitgehend ungelöst: wie hohe Energiekosten, überbordende Bürokratie oder ineffiziente staatliche Staatsausgabenstrukturen. Statt grundlegende Reformen anzugehen, droht Deutschland in einen Abwärtsspirale Teufelskreis aus kurzfristigem Wachstum und langfristiger Schwäche zu geraten. Besonders betroffen ist die Industrieproduktion. eine tragende Säule der deutschen Volkswirtschaft.

Quelle: Deutsche Bundesbank
Die Grafik von Dr. Polleit zeigt, dass sich das Produktionswachstum der deutschen Industrie mittlerweile rund 20 % unter dem langfristigen Trend liegt – auf dem Niveau des Jahres 2005. Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung in der Automobilindustrie, die lange als Herzstück der deutschen Wirtschaft galt. Ende 2024 meldeten Volkswagen und Porsche jeweils einen Gewinneinbruch von rund 30 %, BMW sogar von 37 %. Als Reaktion darauf setzen die Unternehmen auf Stellenabbau sowie Produktionsverlagerungen in kostengünstigere Auslandsmärkte. Continental trennt sich zudem von seiner Autozuliefersparte, um sich auf das stabilere Reifengeschäft zu konzentrieren.
Die Krise der deutschen Automobilindustrie ist dabei nur ein Symptom eines tieferliegenden strukturellen Problems: Europa insgesamt verliert im globalen Wettbewerb zunehmend an Boden. Im Jahr 2008 lagen die Wirtschaftsleistungen der Eurozone und der USA noch gleichauf. Heute ist die US-Wirtschaft bereits 50 % grösser. Während die Vereinigten Staaten von Innovationskraft, Digitalisierung und einer flexibleren Wirtschaftspolitik profitieren, bleibt Europa in einem Geflecht aus Regulierungen und ineffizienten Strukturen gefangen.

Quelle: International Monetary Fund
Ob der aktuelle Aufschwung am deutschen Aktienmarkt von Dauer sein wird, hängt davon ab, ob die Politik den schuldenfinanzierten Spielraum nutzt, um dringend benötigte strukturelle Reformen einzuleiten.
USA unter Präsident Trump: Goldene Ära oder finanzielles Dilemma?
In seiner Antrittsrede versprach Donald Trump eine „goldene Ära“ für die USA. Zölle sollten dabei eine zentrale Rolle spielen, um den Wohlstand der USA und ihrer Bürger zu steigern. Eines seiner ambitioniertesten Ziele: die Einkommensteuer durch Zolleinnahmen zu ersetzen. Diese Vorhaben erscheinen jedoch kaum realisierbar – die dafür notwendigen Zollsätze müssten nahezu 100 % betragen.
Ein Blick auf den aktuellen Haushalt (Stand Februar 2025) zeigt ein alarmierendes Bild: Bei Einnahmen von 296 Milliarden US-Dollar und Ausgaben von 603 Milliarden US-Dollar ergibt sich ein Defizit von 307 Milliarden US-Dollar – mehr als 50 % des Haushalts.

Quelle: Charlie Bilello on X
In den letzten zehn Jahren sind die Steuereinnahmen der USA um 58 % gestiegen, die Ausgaben jedoch um 93 %. Die Staatsschuldung verdoppelte sich in diesem Zeitraum von 18 auf 36 Billionen US-Dollar.
Ein erheblicher Teil dieses Schuldenanstiegs ist auf den „Inflation Reduction Act“ der Vorgängerregierung unter Präsident Biden zurückzuführen – mit einem Volumen von 5.3 Billionen US-Dollar, was rund 20 % des US-BIP entspricht.
Präsident Trump steht nun vor dem Dilemma, diesen gewaltigen Schuldenberg verwalten zu müssen. Trotz der Unterstützung aus Wirtschaftskreisen – etwa durch Unternehmer wie Elon Musk – dürften umfassende Ausgabenkürzungen schwer umsetzbar sein. Bereits 2025 werden die Zinszahlungen auf die Staatsschulden voraussichtlich die Marke von 1.2 Billionen US-Dollar überschreiten – ein beträchtlicher Betrag, der den Haushalt weiter belastet.

Quelle: Murray Gunn EWI on X
Diese Belastung könnte sich durch steigende Kapitalmarktzinsen noch verschärfen. Sollten die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen auf 5 % oder mehr steigen, erhöht sich die Zinslast erheblich. Hinzu kommt: Bereits im laufenden Jahr müssen rund 7 Billionen US-Dollar bestehender Schulden refinanziert werden – zu potenziell deutlich ungünstigeren Konditionen. Der Anleihemarkt könnte damit zur grössten Herausforderung der US-Regierung werden. Zwar senkt die Notenbank den Leitzins, doch die langfristigen Kapitalmarktzinsen stiegen weiter. Der Markt fordert höhere Renditen, da das Risiko einer Rückzahlung angesichts wachsender Verschuldung als erhöht einschätzen. Zudem wird mit einem weiteren Anstieg der Inflation gerechnet – ein weiterer treibender Faktor für seigende Renditen
Derzeit zahlt die US-Regierung täglich rund 4 Milliarden US-Dollar an Zinsen. Die Gesamtzinslast für private, unternehmerische und staatliche Schulden liegt bei nahezu 19 % des Bruttoinlandsprodukts. Diese Entwicklung wirkt sich zunehmend negativ auf Wirtschaftswachstum und Kreditmärkte aus.

Quelle: Zerohedge on X
Besonders angespannt ist die Lage im Bereich der Gewerbeimmobilien und der privaten Verschuldung. In den letzten Monaten stieg die Quote nicht bedienter Kredite in diesem Bereich deutlich an – teils stärker als nach der Finanzkrise 2008. Rund 44 % der Hypothek auf Büroimmobilien gelten aktuell als „unter Wasser“, was auf steigende Zahlungsausfälle hindeutet.

Quelle: Wolfstreet on X
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Kreditkartenschulden in den USA: Das Volumen der ausstehenden Kreditkartenschulden ist auf 1.21 Billionen US-Dollar angestiegen. Die Ausfallraten nahmen 2024 um 50 % zu – der höchste Anstieg seit der globalen Finanzkrise.

Quelle: Yahoo!finance
Auch die Unternehmensverschuldung gibt Anlass zur Sorge Die Zinsdifferenzen (Spreads) zwischen Anleihen mit schlechter Bonität und sicheren US-Staatsanleihen sind deutlich angestiegen – ein Signal für wachsende Rezessionsängste und potenzielle Insolvenzen.

Quelle: Bloomberg
Sollte es zu einer Welle von Unternehmensausfällen kommen, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf das Finanzsystem haben – insbesondere auf den Bankensektor.
US-Aktienmarkt unter Druck: Hohe Bewertungen und wachsende KI-Konkurrenz
Der US-Aktienmarkt ist derzeit durch verschiedene Unsicherheiten belastet, die zu einer deutlichen Korrektur geführt haben. Eine der zentralen Anforderungen an den Aktienmarkt ist „billiges Geld“, also niedrige Zinsen, die eine einfache und günstige Kreditaufnahme ermöglichen. Hinzu kommen Erwartungen an politischer Stabilität und verlässliche Rahmenbedingungen im internationalen Handel. Doch genau diese Voraussetzungen sind derzeit nicht gegeben.
Besonders die unberechenbare Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump, die mit drastischen Zollerhöhungen und geopolitischen Ungewissheiten hat die Märkte verunsichert. Die Sorge wächst, dass solche Massnahmen das Wirtschaftswachstum ausbremsen könnten Als Trump und sein Umfeld zu der Einschätzung gelangten, dass die Neuordnung des Welthandels auf absehbare Zeit schmerzhaft werden könnte, begannen viele Investorinnen und Investoren, ihre Risiken zu reduzieren. Die Stimmung kühlte sich merklich ab.

Quelle: Bloomberg
Hinzu kommt eine deutliche Eintrübung der Konjunkturerwartungen: Für das erste Quartal 2025 rechnet die US-Notenbankfiliale in Atlanta (Atlanta Fed) mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 2.8 %. Noch einen Monat zuvor war ein Wachstum von 3.8 % prognostiziert worden. Diese plötzliche Kehrtwende verstärkt die Unsicherheit in der Unternehmensplanung – insbesondere im Hinblick auf Zollpolitik und Handelsabkommen. Steigende Beschaffungskosten sowie unklare Absatzperspektiven führen zunehmend dazu, dass Investitionen verschoben oder ganz ausgesetzt werden.

Quelle: Reddit
Auch die US-Arbeitsmarktdaten für Februar 2025 zeigen mit einem Verlust von 1.2 Millionen Vollzeitstellen, dass die Wirtschaft unter Druck steht. Diese schwächeren Fundamentaldaten könnten auch ein Faktor für die anhaltende Schwäche der US-Aktienmärkte sein. Trotz der jüngsten Kurskorrekturen bleiben die US-Aktienmärkte hoch bewertet – insbesondere im Technologiesektor. Der Nasdaq-100-Index, der die grössten US-Technologieunternehmen abbildet, wird nach wie vor zu ambitionierten Bewertungsniveaus gehandelt.

Quelle: Guilherme Tavares on X
Ein Blick auf die Grafik der Bewertung des Nasdaq-100-Index im Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen zeigt, dass US-Technologieaktien derzeit zu einem der höchsten Bewertungsniveaus der vergangenen Jahrzehnte gehandelt werden. Eine vergleichbare Überbewertung gab es bereits in der Vergangenheit, sie wurde jedoch schnell korrigiert: Damals verlor der Index über 80 % seines Wertes.
Angesichts der Tatsache, dass aktuell nur noch wenige Unternehmen, die sogenannten „Mag7“ (die sieben grössten US-Technologiekonzerne), weiter steigende Gewinne erzielen, mehren sich Zweifel an der Nachhaltigkeit des derzeitigen Wachstums.
Für zusätzliche Nervosität sorgt ein Ereignis aus China: Zu Jahresbeginn stellte das chinesische Start-up-Unternehmen Deepseek, eine Tochtergesellschaft von High-Flyer Capital Management, ein leistungsstarkes Open-Source-KI-Modell mit dem Namen „R1“ vor. Das Modell liefert Ergebnisse, die mit jenen der kostenintensiven KI-Systeme von US-Konzernen wie Google und OpenAI mithalten können – teils sogar mit besseren Resultaten. Sollte sich dieser technologische Fortschritt bestätigen, könnte er den
Wettbewerb im KI-Sektor grundlegend verändern und die Preise für KI-Dienstleistungen erheblich senken.
Diese Entwicklung wirft eine zentrale Frage auf: Kann künstliche Intelligenz künftig deutlich günstiger angeboten werden, als es die grossen US-Technologiekonzerne bislang ermöglichen? Die Nachricht von Deepseek sowie der zunehmende technologische Wettbewerb aus China haben das Vertrauen in US-Tech-Aktien spürbar erschüttert.
Diese Frage beschäftigt derzeit auch die Wall Street. Während chinesische Unternehmen massiv in die Weiterentwicklung von KI-Technologien investieren, bleibt abzuwarten, ob diese Ausgaben in wirtschaftlichen Erfolg umgewandelt werden können. Besonders brisant: Mit Alibaba drängt ein weiterer chinesischer Anbieter mit einem kostengünstigen KI-Modell auf den Markt – ein potenzieller Gamechanger für die globale Tech-Industrie.
Gold und Silber: Ein unveränderter Kauf in unsicheren Zeiten
In Zeiten geopolitischer Krisen, wachsender Staatsverschuldung und zunehmender Handelskonflikte bleibt die Nachfrage nach sicheren Anlagen hoch. Insbesondere Gold und Silber gelten nach wie vor als bewährte Instrumente zur Absicherung in unsicheren Marktphasen.
Der Silberpreis bewegt sich derzeit in einer seitwärts gerichteten Spanne. Nach längerer Stabilität sind zuletzt verstärkte Käufe zu beobachten, was auf eine potenzielle Aufwärtsbewegung hindeutet. Ein Ausbruch nach oben erscheint durchaus möglich – auch wenn kurzfristige Rücksetzer nicht auszuschliessen sind. Langfristig könnte Silber profitieren, da es sowohl als Wertspeicher als auch als Industriemetall mit breiter Anwendung gilt.

Quelle: Grant Henson by BPTrends
Anders stellt sich die Entwicklung beim Goldpreis dar: In den vergangenen zwölf Monaten ist dieser um mehr als 30 % gestiegen und erreichte kürzlich ein neues Allzeithoch von 3‘000 US-Dollar. Der Aufwärtstrend scheint intakt, auch wenn kurzfristige Rücksetzer nicht ausgeschlossen werden können. Besonders auffällig ist die anhaltend starke Nachfrage – sowohl seitens der Zentralbanken als auch durch private Anlegerinnen und Anleger.
Zunehmend wird jedoch infrage gestellt, ob die offiziellen Goldbestände in staatlichen Lagerstätten – etwa in Fort Knox – tatsächlich in vollem Umfang physisch vorhanden sind. Elon Musk äusserte jüngst die Notwendigkeit, die Bestände unabhängig überprüfen zu lassen. Eine solche Debatte könnte das Interesse an physischem Gold zusätzlich verstärken.
Aktuelle Daten aus der Schweiz belegen den Trend: Im Januar 2024 stiegen die Goldexporte in die USA auf 192.9 Tonnen – ein neuer Rekord und mehr als das Dreifache im Vergleich zum Vormonat. Der Gesamtwert dieser Exporte belief sich auf rund 15.3 Milliarden Schweizer Franken.

Quelle: jangold on X
Ein weiteres Indiz für die starke Nachfrage nach Gold ist die hohe Zahl physischer Auslieferungen von Goldkontrakten, insbesondere an der Chicagoer Börse (CME). Im Jahr 2024 wurde ein neuer Rekord verzeichnet: Ein einzelner Goldkontrakt im Wert von vier Milliarden US-Dollar wurde physisch ausgeliefert – ein bemerkenswerter Vorgang, der allein durch seine Grössenordnung die Anzahl potenzieller Käufer stark einschränkt.
Darüber hinaus berichten die London Bullion Market Association (LBMA) und die Bank of England von Lieferverzögerungen von bis zu acht Wochen für physisches Gold im Jahr 2025. Dies deutet auf eine anhaltende hohe Nachfrage bei gleichzeitig begrenzten Lieferkapazitäten hin. Parallel dazu sind die „Leihgebühren“ für Gold deutlich gestiegen – ein Zeichen dafür, dass viele Marktteilnehmer bereit sind, erhebliche Summen zu zahlen, um zumindest temporär über physisch verfügbares Gold verfügen zu können.

Quelle: Bloomberg
Insgesamt wird deutlich, dass Gold nach wie vor als solides Basisinvestment gilt. Die weltweite Nachfrage nach dem Edelmetall ist hoch und dürfte in den kommenden Jahren weiter zunehmen.
Volatile Zeiten für Kryptowährungen: Warum Kakao 2024 der bessere Deal war
Neben Gold konnte sich auch der Kryptomarkt im Jahr 2024 deutlich erholen. Insbesondere Bitcoin verzeichnete eine starke Wertentwicklung, angetrieben durch politische Veränderungen in den USA. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump, der sich mittlerweile positiv gegenüber Kryptowährungen äussert, legte Bitcoin nochmals spürbar zu. Dennoch bleibt der Markt hoch volatil. Nach einer jüngsten Korrektur liegt Bitcoin im Jahresvergleich dennoch mit soliden 17 % im Plus.

Quelle: finanzen.ch
Ein wesentlicher Auslöser der jüngsten Kursschwankungen war die Ankündigung von Präsident Trump, beschlagnahmte Kryptowährungen künftig als Bestandteil einer staatlichen Reserve einzusetzen. Viele Anlegerinnen und Anleger hatten hingegen darauf spekuliert, dass die US-Regierung aktiv Bitcoin am Markt erwerben würde. Die Klarstellung des Präsidenten führte daraufhin zu einer deutlichen Preiskorrektur.

Quelle: Onvista
Trotz der starken Wertentwicklung von Bitcoin erzielen andere Anlageklassen mitunter noch deutlich höhere Renditen. Ein Blick auf den Rohstoffmarkt zeigt: Kakao verzeichnete bis Ende 2024 einen Preisanstieg von rund 184 % und schnitt damit deutlich besser ab als Bitcoin, der im selben Zeitraum um 120 % zulegen konnte. Dies verdeutlicht, dass Kryptowährungen zwar eine attraktive Beimischung im Portfolio darstellen können, jedoch nicht als alleinige Grundlage für eine langfristige Altersvorsorge geeignet sind.
Rohstoffe: Die Grundlage der Wirtschaft mit langfristigem Potenzial
Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten und der hohen Verschuldung vieler Staaten bietet der Rohstoffsektor nach wie vor grosses Potenzial. Rohstoffe bilden das Fundament der modernen Industrie – ohne sie kommt kaum ein Wirtschaftsbereich aus. Seltene Erden für Smartphones, Lithium für Batterien und Kupfer für die Elektromobilität sind nur einige Beispiele.
Im Gegensatz zu Währungen, theoretisch unbegrenzt vermehrt werden können, sind Rohstoffe endlich und damit begrenzt verfügbar. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass auch politische Entscheidungsträger – etwa US-Präsident Donald Trump – strategische Rohstoffabkommen in den Fokus ihrer Wirtschaftspolitik rücken.

Quelle: Crescat Capital LLC Tavi Costa
Ein Vergleich der jüngsten Entwicklungen von Rohstoffen und Aktien zeigt, dass sich die Aktienmärkte in den vergangenen Jahren überwiegend positiv entwickelten, während die Rohstoffpreise eher stagnierten. Inzwischen deutet sich bei vielen Rohstoffen jedoch eine Bodenbildung an.
Langfristig könnte es sich als interessant erweisen, das Engagement in Rohstoffe zu verstärken – insbesondere mit Blick auf eine potenzielle Aufwärtsbewegung im Zuge einer wirtschaftlichen Erholung. Zwar könnten Rezessionsphasen kurzfristig auf die Preise drücken, doch das Verlustrisiko im Rohstoffsektor erscheint im Vergleich zu den nach wie vor hohen Bewertungen an den Aktienmärkten geringer. Auch bei einer verzögerten Konjunkturbelebung dürften Rohstoffe im historischen Vergleich überdurchschnittlich gut abschneiden.
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Zinsen, Inflation und Wirtschaftssorgen – worauf müssen Anlegerinnen und Anleger nun achten?
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