Artikel zum Interview mit Marco Ludescher
(Mitglied der Geschäftsleitung, Dr. Blumer & Partner Vermögensverwaltung Zürich AG)
Während viele Anlegerinnen und Anleger weiterhin auf steigende Kurse setzen, verdichten sich die Anzeichen eines globalen wirtschaftlichen Umbruchs. Der Finanzmarktexperte Marco Ludescher warnt: Wir stehen vor einem Sturm, der weit über die Finanzmärkte hinausgeht.
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Mehr InformationenDatum der Video-Aufzeichung: 16.10.2025
- Goldpreis auf Rekordhoch – ein Warnsignal
- Europa zwischen Schuldenfalle und Bürgerzorn
- Zinswende mit Kontrollverlust
- Japan – wenn die Geldpolitik an ihre Grenzen stösst
- Deutschland in der Krise – Industrie, Jobs und Sozialstaat unter Druck
- USA am Scheideweg – Dreifach-Blase und wackeliger Arbeitsmarkt
- Immobilienmärkte unter Druck
- KI-Aktien am Limit – Droht die nächste Blase?
- Gold, Silber und Edelmetallaktien – Tipps für unsichere Zeiten
Goldpreis auf Rekordhoch – ein Warnsignal
Die Stimmung an den Finanzmärkten könnte kaum besser sein: Die Wirtschaft wächst, die Zinsen sind niedrig, Unternehmen schreiben Gewinne, und die Börsenkurse klettern auf neue Höhen. Viele Anlegerinnen und Anleger wähnen sich in einer stabilen Welt, in der alles so weitergehen kann. Doch der Schein trügt, warnt unser Interviewpartner Marco Ludescher – und sieht dunkle Wolken am Horizont. „Ich sehe einen Sturm aufziehen, und das nicht nur an den Finanzmärkten“, sagt Ludescher. Denn während die Wirtschaft auf den ersten Blick stabil wirkt, zeigen die Fundamentaldaten eine andere Realität: Währungen – allen voran der US-Dollar – verlieren massiv an Kaufkraft. Gleichzeitig erreicht der Goldpreis neue Rekordstände. Für viele Investoren ist das Edelmetall wieder zum „sicheren Hafen“ geworden – und damit auch zum Warnsignal für tieferliegende wirtschaftliche Spannungen.
„Ich sehe einen Sturm aufziehen, und das nicht nur an den Finanzmärkten“.
Historisch betrachtet steigt der Goldpreis immer dann, wenn sich die Wirtschaft abkühlt und die Arbeitslosigkeit zunimmt. In solchen Phasen senken Zentralbanken häufig die Zinsen und Staaten erhöhen ihre Ausgaben. Diese Kombination schwächt die Währungen und mindert die Attraktivität von Anleihen, ein perfekter Nährboden für steigende Goldpreise.
Quelle: Bloomberg
Laut Bloomberg hat der US-Dollar-Index (DXY) seit Jahresbeginn bereits rund 9.5 Prozent gegenüber einem Währungskorb verloren, ein deutliches Warnsignal. Doch was genau kündigt der Höhenflug des Goldes an? Drei Entwicklungen stehen im Zentrum:
Geopolitische Unsicherheiten
Wachsende Konflikte und zunehmender Protektionismus verunsichern Märkte weltweit. Viele Staaten stocken ihre Goldreserven auf, um sich gegen politische Eingriffe in Devisen oder Anleihen abzusichern. Gold wird so zur Währung der letzten Instanz in einer fragmentierten Weltordnung.
Expansive US-Fiskalpolitik
Die US-Regierung betreibt derzeit eine Geld- und Fiskalpolitik, wie man sie eigentlich aus Krisenzeiten kennt – nur ohne vorherige Rezession. Hohe Staatsausgaben und sinkende Zinsen schwächen den Dollar. Im Juli 2025 lag das US-Haushaltsdefizit 20 Prozent höher als im Vorjahr, bei 291 Milliarden Dollar. Nur im Juli 2021 – mitten in der Pandemie – war das Defizit noch grösser. Die USA steuern auf 7.6 Billionen Dollar Gesamtausgaben zu, davon 3.6 Billionen neue Schulden. Schon jetzt fliesst jeder vierte Dollar der Steuereinnahmen in Zinszahlungen – ein Alarmsignal für die Tragfähigkeit der US-Finanzen.
Quelle: ZeroHedge
Schwache Konsumentenstimmung
Trotz robuster Beschäftigung bleibt die Konsumentenstimmung auf dem Tiefpunkt, vergleichbar mit den schlimmsten Phasen der Finanzkrise. Hohe Lebenshaltungskosten, unerschwinglicher Wohnraum und wachsende soziale Ungleichheit setzen die Politik unter Druck. Weitere staatliche Hilfsprogramme dürften folgen, finanziert durch neue Schulden und begleitet von weiterem Wertverlust der Währungen.
Gold ist somit nicht nur Krisenschutz, sondern ein strategischer Profiteur einer Politik, die Kaufkraftverluste des Dollar billigend in Kauf nimmt, fasst Ludescher zusammen. Sollte die US-Wirtschaft tatsächlich in eine Rezession rutschen, müssten Regierung und Notenbank noch aggressiver gegensteuern, mit weltweiten Folgen für Kapitalmärkte und Währungen.
Der aktuelle Goldrausch ist daher weniger Ausdruck von Gier, sondern von wachsender Angst. Er signalisiert, dass Investoren dem System nicht mehr trauen. Wenn das Edelmetall glänzt, liegt meist Schatten über der Wirtschaft.
Europa zwischen Schuldenfalle und Bürgerzorn
Auch in Europa mehren sich die Alarmzeichen. Frankreich und Grossbritannien stehen exemplarisch für eine Entwicklung, die das Vertrauen der Märkte zunehmend erschüttert. Beide Länder kämpfen mit wachsenden Haushaltslöchern, steigenden Zinskosten und einer zunehmend unzufriedenen Bevölkerung. In Frankreich verschärfen soziale Spannungen und Blockaden in der Rentenpolitik die Lage. In Grossbritannien führen Steuererhöhungen zu Kapitalflucht und sinkenden Staatseinnahmen. Ein bezeichnendes Signal für die Schieflage: Europäische Staaten nahmen vor rund einem Monat an nur einem Tag 49.6 Milliarden Euro an neuen Schulden auf, so viel wie noch nie zuvor.
Frankreich illustriert die Dynamik besonders deutlich. 44 Prozent der seit 2017 aufgenommenen Schulden wurden zur Finanzierung der Renten verwendet, ein System, das de facto bankrott ist. Der inzwischen zurückgetretene Finanzminister wollte das Rentenalter anheben und Feiertage streichen, um den Haushalt zu stabilisieren, scheiterte jedoch am politischen Widerstand. Sowohl extreme Linke als auch Rechte fordern stattdessen eine Senkung des Rentenalters – ein teures Versprechen, das sich Frankreich kaum noch leisten kann. Ab 2026 wird das Land 65 Milliarden Euro allein für Zinszahlungen aufbringen müssen. Die Märkte beginnen bereits, diese Risiken einzupreisen.
In Grossbritannien zeigt sich das Problem von der anderen Seite: Die Regierung erhöhte die Steuern für Wohlhabende, woraufhin 900 Millionäre das Land im Jahr 2025 verliessen. Das Ergebnis: statt höherer Einnahmen, sinkende Steuereinnahmen. Ein Teufelskreis, der die Haushaltslage weiter verschärft.
Märkte senden Warnsignale
Die Finanzmärkte reagieren empfindlich auf das, was sie als unsolide Haushaltspolitik wahrnehmen. Steigende Anleiherenditen sind ein klares Signal: Anlegerinnen und Anleger verlangen höhere Risikoprämien, um Staaten wie Frankreich oder Grossbritannien weiterhin Geld zu leihen. So erreichte die Rendite 30-jähriger britischer Staatsanleihen ein 27-Jahres-Hoch von 5.7 Prozent, trotz einer gleichzeitigen Senkung des Leitzinses um 1.25 Prozent.
Quelle: SKY News / LSEG
Das britische Budgetdefizit beläuft sich auf 51 Milliarden Pfund, die höchste Lücke seit Jahren. Auch wenn Deutschland, Frankreich und Grossbritannien noch weit von einer akuten Staatspleite entfernt sind, warnen Experten: Unsolides Haushalten ist oft der erste Schritt in eine strukturelle Schuldenkrise. Die Märkte antizipieren diese Risiken früh und verlangen ihren Preis.
Zinswende mit Kontrollverlust
Während die Märkte höhere Renditen fordern, gehen die Notenbanken den entgegengesetzten Weg. Seit 2024 haben die grossen Zentralbanken – mit Ausnahme Japans – ihre Leitzinsen teils deutlich gesenkt:
Quelle: finanzen.ch
Das Problem: Die Marktzinsen steigen trotzdem weiter. Damit drohen die Zentralbanken ihre Steuerungsfähigkeit über die Finanzmärkte zu verlieren. Investoren verlangen höhere Zinsen, weil sie den Schuldnerstaaten nicht mehr uneingeschränkt vertrauen und weil die expansive Geldpolitik Inflationsgefahren birgt.
Besonders brisant: Frankreich muss inzwischen für 10-jährige Staatsanleihen höhere Zinsen zahlen als Italien und sogar mehr als Griechenland.
Europa steht an einem kritischen Punkt: Die Kombination aus steigenden Schulden, politischer Handlungsunfähigkeit und dem Verlust des Marktvertrauens droht, das Fundament der europäischen Finanzordnung zu erschüttern. Die steigenden Goldpreise, der schwächelnde Euro und die Zinsentwicklung zeigen: der Sturm, der über den Atlantik zieht, hat längst Europa erreicht. Ein Blick nach Japan verdeutlicht, wie schwierig es wird, einer solchen wirtschaftlichen Realität dauerhaft mit expansiver Geldpolitik zu begegnen.
Japan – wenn die Geldpolitik an ihre Grenzen stösst
Japan ist das Paradebeispiel für die planwirtschaftliche Unterdrückung der Realität. Nach dem Börsencrash Ende der 1980er Jahre versank das Land in einer 30-jährigen Deflation. Trotz Nullzinsen, massiver Staatsverschuldung und Stützungskäufen der BOJ – die inzwischen mehr als die Hälfte der Staatsanleihen und rund 10 % des Aktienmarktes hält – blieb der Effekt begrenzt.
Die Staatsverschuldung erreichte im Januar 2025 über 236 % des BIP. Um Zinskosten zu begrenzen, kaufte die BOJ Anleihen auf, sobald Marktzinsen die gesetzte Grenze überschritten. Das dafür benötigte Geld kam aus der Druckerpresse, was Preise und Inflation antrieb. Die Inflation stieg schliesslich über die der USA (Core-Inflation Japan 3.3 % vs. USA 3.11 %).
Quelle: Bloomberg
Die BOJ musste reagieren: Der Leitzins liegt nun bei 0.5 %, Anleihekäufe wurden reduziert. Langfristige Anleihenrenditen stiegen deutlich, 30-jährige Anleihen rentieren inzwischen bei knapp über 3 %, was die Zinskosten für Schulden von über 230 % des BIP stark erhöht. Bei durchschnittlichen Zinskosten von 2 % entspricht das rund 5 % des BIP allein für Zinszahlungen.
Die Folgen zeigen sich auch bei Finanzinstituten: Nippon Life Insurance meldete im Juni 28 Mrd. $ unrealisierten Verlust auf japanische Anleihen, Erinnerungen an den beinahe-Crash britischer Pensionskassen 2022 werden wach. Japan demonstriert damit, wie schwierig es ist, langfristig künstlich niedrige Zinsen zu halten. Ähnliche strukturelle Herausforderungen zeigen sich nun auch in Europa, insbesondere in Deutschland, wo die wirtschaftliche Lage zunehmend beunruhigend ist.
Deutschland in der Krise – Industrie, Jobs und Sozialstaat unter Druck
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist zunehmend beunruhigend. Zum dritten Jahr in Folge schrumpft die Wirtschaft, während die Politik stur am bisherigen Kurs festhält.
Die deutsche Industrie meldet massive Stellenabbaupläne: 125‘000 Jobs sollen in nur sechs Wochen gestrichen werden. Besonders brisant ist der Umzug von BASF: Ein Grossteil der Produktion soll vom Stammwerk Ludwigshafen nach China verlagert werden, wo Energie- und Arbeitskosten deutlich niedriger sind. China, offiziell als Entwicklungsland eingestuft, darf nach Belieben CO₂ ausstossen, der jährliche Anstieg dort übersteigt den gesamten CO₂-Ausstoss Deutschlands. Während in China „grüne Wunder“ gefeiert werden, bleibt in Deutschland die Umsetzung des grünen Wirtschaftswunders aus.
Thyssen Krupp plant den Verkauf seiner Stahlsparte. Milliarden Euro an Subventionen für grünen Stahl scheinen die Ziele nicht zu retten. Gleichzeitig stockt der Ausbau erneuerbarer Energien: Bei der August-Ausschreibung für Windkraftanlagen auf See wurden keine Gebote abgegeben, da diesmal keine EEG-Förderung möglich war.
Die Insolvenzen steigen weiter: Im August gab es 11 % mehr Firmenpleiten als im Vorjahresmonat und 51 % mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 – besonders betroffen sind Automobil- und Maschinenbauindustrie. Das Leibniz-Institut für Wirtschaft Halle (IWH) relativiert zwar, dass aktuell weniger Jobs in Gefahr seien als zwischen September 2024 und Februar 2025, doch die Entwicklung bleibt besorgniserregend.
Die europäischen Autobauer stehen unter Druck. Porsche und Mercedes kämpfen mit sinkenden Verkäufen, insbesondere in China, wo Elektroautos aus China preiswerter und – nach Meinung vieler – technisch konkurrenzfähig sind. Ein offener Brief der Autoindustrie an die EU-Kommission forderte ein Ende des Verbrenner-Verbots ab 2035, doch die EU lehnte den Vorschlag ab. Die Folgen für die Städte mit starker Autoindustrie – Stuttgart, Wolfsburg, Ingolstadt – sind dramatisch: Gewerbesteuereinnahmen brechen teilweise um über 50 % ein.
Die wirtschaftlichen Entwicklungen werfen auch die Frage nach der Finanzierbarkeit des Sozialstaats auf. Bundeskanzler Friedrich Merz bezeichnet ihn als zunehmend nicht finanzierbar, während SPD-Politiker wie Bärbel Bas oder Juso-Chef Philipp Türmer Sozialkürzungen strikt ablehnen. Die politische Debatte spiegelt die wirtschaftliche Schieflage Deutschlands wider: Ein schrumpfendes Industrieland, steigende Insolvenzen und ein unter Druck stehender Sozialstaat.
USA am Scheideweg – Dreifach-Blase und wackeliger Arbeitsmarkt
Die wirtschaftliche Lage in den USA ist angespannt. Experten sprechen von einer Dreifach-Blase: Immobilien, Aktien und Kredite stehen auf wackeligem Fundament. Gleichzeitig gibt die US-Regierung mehr Geld aus, als sie einnimmt. Sogar so sehr, dass es zum Government-Shutdown kommt. Zahlreiche Behörden sind geschlossen, Mitarbeiter werden unbezahlt nach Hause geschickt.
Die Notenbank reagierte mit einer Leitzinssenkung um 0.25 % auf 4 %, offiziell wegen eines sich abschwächenden Arbeitsmarktes und drohender Stagflation. Präsident Trump lobte zeitgleich den Arbeitsmarkt als den besten aller Zeiten.
Quelle: dept.org
Tatsächlich zeigt eine Revision der Arbeitsmarktdaten von März 2024 bis März 2025, dass 911‘000 Jobs aus der Statistik gestrichen wurden, ein deutlich schwächeres Bild als offiziell dargestellt. Die wirtschaftlichen Spannungen zeigen sich im Konsumverhalten: Google-Suchanfragen zu „Haus verkaufen“, „Auto beleihen“ oder „Insolvenz-Anwalt“ steigen.
Quelle: Bloomberg
Unbezahlte Kreditkartenrechnungen erreichen den höchsten Stand seit 14 Jahren, Studentenkredit-Ausfälle und Mietzahlungsverzögerungen steigen auf Allzeithoch. Inflationsbereinigt stagnieren die Einzelhandelsumsätze seit fast fünf Jahren. Während die reichsten 10 % von Aktien- und Immobiliengewinnen profitieren, liegt der Durchschnittsbürger im Alltag finanziell unter Druck.
Quelle: Bloomberg
Immobilienmärkte unter Druck
Auch auf den Immobilienmärkten ist die Nachfrage rückläufig, besonders in Florida und Texas, wo die Hauspreise bereits stark fallen. Die Anzahl der Verkäufer übersteigt die der Käufer um mehr als 500‘000 Häuser (Rekordwert). Zinssenkungen der Notenbank helfen hier kaum, da die Marktzinsen für Hypotheken steigen.
Quelle: finanzen.ch
Die Aktienmärkte bleiben volatil: Der S&P 500 stieg seit Jahresbeginn um rund 14 %, verringert sich für europäische Anleger wegen der US-Dollar Abwertung jedoch fast auf null. Bewertungskennzahlen zeigen eine überhitzte Lage: Der Buffett-Indikator erreicht 217 %, das Kurs-Buchwert-Verhältnis übertrifft das Dot.com-Hoch von 2000. Trotz Handelskonflikten und geopolitischer Spannungen herrscht eine fast euphorische Anlegerstimmung.
Quelle: Bloomberg
Fazit: Die USA stehen vor erheblichen wirtschaftlichen Risiken. Überbewertete Aktien, teure Immobilien und steigende Kreditausfälle könnten jede Euphorie schnell beenden. Die Frage bleibt, wann die Blase platzt.
KI-Aktien am Limit – Droht die nächste Blase?
Die Technologie- und insbesondere die KI-Aktien erleben derzeit einen spektakulären Boom. Experten warnen vor einer Überhitzung, die stark an die Dot.com-Blase erinnert. Unternehmen wie Nvidia und Broadcom melden beeindruckende Wachstumszahlen, angetrieben durch milliardenschwere Investitionen von Microsoft, Meta und Amazon, die ihre Ausgaben für Rechenzentren bis 2026 auf rund 380 Milliarden US-Dollar steigern wollen.
Selbst prominente KI-Apologeten sehen das kritisch: Sam Altman von OpenAI bezeichnet die massiven Investitionen als Blase, da bisher kaum Monetarisierung der KI möglich ist. Auch Mark Zuckerberg warnt: Ein Kollaps sei durchaus möglich. Die Realität zeigt sich bereits im Insiderhandel: Im August 2025 waren alle 200 grössten Vorstands-Trades Verkäufe, darunter Aktienverkäufe von Bezos und Zuckerberg.
Um die KI-Investitionen zu finanzieren, greifen Tech-Konzerne zunehmend auf Fremdkapital zurück: 157 Milliarden Dollar wurden bisher 2025 über Anleihen aufgenommen. Allein Oracle platzierte jüngst eine Anleihe über 18 Milliarden Dollar, während OpenAI für die nächsten fünf Jahre 300 Milliarden Dollar Rechenkapazitäten über die Oracle Cloud bezieht. Das Unternehmen meldet trotz Milliardenumsätzen weiterhin hohe Verluste, die bis 2026 auf 14 Milliarden Dollar steigen sollen.
Weitere Beispiele zeigen ein ähnliches Bild: Nvidia pumpt 100 Milliarden Dollar in OpenAI, CoreWeave meldet trotz Umsatzverlusten steigende Verträge, und Meta investiert 14 Milliarden Dollar in CoreWeave. Experten sehen hier Kreuzbeteiligungen und aufgeblähte Bilanzen, die stark an die Dot.com-Ära erinnern.
Quelle: stockmarket.news
Die gigantischen Rechenzentren treiben zudem die Strompreise in die Höhe. Schätzungen zufolge würden neue KI-Rechenzentren in den USA bis zu 60 Kernkraftwerke benötigen. Der Bau solcher Zentren übertrifft inzwischen fast den Bau von Büroimmobilien.
Quelle: investing.com
Kritiker wie die Deutsche Bank warnen: Die KI-Blase halte momentan die US-Ökonomie zusammen. Platzt sie, könnte die Realität die Märkte härter treffen als jede bisherige Krise. Der KI-Hype liefert derzeit spektakuläre Gewinne, doch fundamentale Effekte auf Produktivität und Unternehmensgewinne bleiben bisher enttäuschend, eine gefährliche Mischung für Anlegerinnen und Anleger.
Gold, Silber und Edelmetallaktien – Tipps für unsichere Zeiten
Die weltweiten Staatsschulden wachsen rasant, und Experten warnen: Es gibt nur drei Wege, wie eine Nation unbezahlte Rechnungen begleichen kann: Besteuerung, Zahlungsausfall oder Inflation/Währungsabwertung. In der aktuellen Lage scheint vor allem die Inflationierung als Ausweg wahrscheinlich, was die Kaufkraft von Währungen weiter unter Druck setzt.
Quelle: Bloomberg
Die Konsequenz zeigt sich am Markt: Gold erreicht Rekordhöhen von knapp 3.900 US-Dollar (Stand: Oktober 2025), Silber liegt nur knapp darunter. In den letzten drei Jahren haben sich beide Edelmetalle mehr als verdoppelt.
Quelle: Bloomberg / Tavi Costa, Crescat Capital
Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und Handelsrisiken treibt die Nachfrage nach sicheren Anlagen weiter an – ein regelrechter Goldrausch, der die Situation heute extremer macht als in den 1970er oder 2000er Jahren.
Der Experte empfiehlt, nicht nur auf Edelmetalle selbst zu setzen, sondern auf Aktien von Minengesellschaften. Diese Unternehmen profitieren unmittelbar von steigenden Preisen: hohe Margen, starke Dividenden und noch nicht voll eingepreiste Gewinne machen sie attraktiv. Edelmetallaktien bieten damit eine doppelte Absicherung: Sie sind relativ günstig bewertet im Vergleich zu anderen Aktien und liefern gleichzeitig attraktive Dividenden.
Aufgrund der zuletzt starken Kursanstiege empfiehlt sich ein schrittweiser Einstieg, um das Risiko kurzfristiger Kursrückschläge nach dem starken Anstieg der Kurse zu reduzieren, damit Anlegerinnen und Anleger von der Fortsetzung des Edelmetallbooms profitieren können.
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