Von Roman Przibylla, CAT Financial Products AG
Im Jahr 2021 erreichte der weltweite Umsatz der Halbleiterindustrie mit 556 Milliarden US-Dollar ein Allzeithoch. Trotz dieses Rekordwerts steht die Branche derzeit vor grossen Herausforderungen. Anleger sollten auf Alternativen zum Direktinvestment setzen.
Der Markt für Halbleiter ist aktuell gekennzeichnet durch drei ausserordentliche Entwicklungen: Eine enorme Nachfrage, die sich noch weiter beschleunigen könnte, Lieferengpässe und geopolitische Spannungen. Dies hat speziell die Produktion von Computern, Smartphones und auch Autos verzögert. Wie lange wird diese angespannte Situation noch anhalten?
Die Nachfrage wird über Jahre hoch bleiben
Experten erwarten, dass die Einführung von Technologien wie 5G-Breitband-Smartphones und IoT-Sensoren mit 6G Edge Computing den Weg für Smart Factories, Smart Homes und autonome Systeme ebnen. Dies wird zu einer fast vollständigen Digitalisierung unserer Gesellschaft führen und die Nachfrage über die nächsten Jahre hinweg strukturell ankurbeln. Das ist für viele klar und auch den Herstellern bekannt. Diese versuchen zu handeln und weiter zu investieren. Derzeit werden in den USA, Asien und Europa neue Chipfabriken gebaut, um die Nachfrage auch in der Zukunft decken zu können.
Lieferketten behindern weiter die Angebotsseite
Doch was helfen neue Fabriken und Werke, wenn die Lieferketten nicht funktionieren. Die Pandemie hat die Verwundbarkeit bestehender Lieferketten knallhart aufgedeckt. Weitere Corona-Wellen wie derzeit in China, insbesondere in Shanghai, behindern diese noch heute. Neue Corona-Varianten könnten im Herbst 2022 und darüber hinaus zu weiteren Infektionswellen führen. Diese Unsicherheit bleibt bestehen und wird durch geopolitische Spannungen noch verstärkt. Die fehlenden Lieferungen von Palladium aus Russland und Neongas aus der Ukraine verstärken die angespannte Situation enorm. Als Folge dieser Entwicklungen befinden sich die Chipbestände heute auf einem historischen Tiefstand. Der Kapazitätsaufbau wird mehrere Jahre dauern.
Zweistellige Coupons und Risikoreduktion
Was heisst das nun für Anleger? Aufgrund dieser Sachzwänge ist es sehr wahrscheinlich, dass sich diese Situation nicht so schnell lösen wird. Analysten gehen davon aus, dass der gegenwärtige Zyklus bis Ende 2023 andauern könnte. Die Direktinvestition in Chip-Hersteller aus den USA wie Nvidia, Qualcomm, Micron, europäische Namen wie Infineon, STMicroelectronics, NXP Semiconductors oder Schweizer Unternehmen wie VAT oder Infineon, welches an der Wertschöpfung dieser beteiligt ist, ergibt also nur für einen längeren Anlagehorizont Sinn. Kurz- bis mittelfristig kann es durchaus sinnvoller sein mit einem Renditeoptimierten Anlageprodukt zu agieren, welcheszusätzlich etwas Risikopuffer nach unten hat. Ein klassischer Barrier-Reverse-Convertible (BRC) mit einer Laufzeit bis Ende 2023 und einer europäischen Barriere von 65 Prozent zahlt für die drei genannten Titel aus Europa aktuell einen fixen Coupon von etwa 10.50 Prozent, für die amerikanische Kombination gibt es sogar 13 Prozent pro Jahr. Auch im Sekundärmarkt können sich Anleger umschauen; beispielsweise an der BX Swiss, welche einige Strukturen auf einzelne der genannten Titel gelistet hat. Ein BRC von Julius Bär zahlt hier 14% Coupon p.a. mit einer 50% Barriere. Eine sehr sinnvolle Alternative zum Direktinvestment.
Roman Przibylla
Roman Przibylla ist Chief Distribution Officer (CDO) und Mitglied der Geschäftsleitung bei CAT Financial Products, einer der führenden und unabhängigen Schweizer Anbieter von Anlagelösungen auf dem Markt für strukturierte Produkte. Der studierte Diplom-Kaufmann war in den vergangenen 15 Jahren in verschiedenen Führungspositionen im Bereich der Strukturierten Produkte für die HSBC in Düsseldorf sowie die Deutsche Bank und die Commerzbank in Frankfurt tätig. Zuletzt leitete er das Vertriebsteam für Strukturierte Produkte, AMCs und deritrade bei Vontobel in Zürich.
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