Wie im Vorjahr bestimmte auch in den ersten Monaten des Jahres 2024 die angespannte geopolitische Lage die Entwicklung des Goldpreises. Hinzu kamen massive Käufe vor allem der chinesischen und der indischen Zentralbank. Trotz anhaltend hohen Zinsen und trotz Verzögerungen der erhofften Zinswende beschleunigte Gold ab Februar 2024 seine Fahrt hin zu neuen Allzeithochs noch einmal rasant. Gleichzeitig markierten auch die Aktienmärkte neue Rekorde, und die Anleiherenditen stiegen.

Finanzexperten sprechen im April 2024 von einer „rationale Blase“ beim Goldpreis, was bedeutet, dass die Preise über ihren fundamentalen oder intrinsischen Wert steigen, nicht jedoch durch tatsächliche Fundamentaldaten gerechtfertigt sind – aber dennoch sind Investoren bereit, zu diesen Preisen zu kaufen. Damit tragen sie der aussergewöhnlichen Konstellation zwischen den Märkten Rechnung, ohne jedoch von Investments in Gold abzuraten. Allgemein wird davon ausgegangen, dass sich Gold weiterhin als Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz bewähren wird und dass es mit dem Goldpreis mittel- und langfristig aufwärts gehen wird.

Die vermeintlich optimistischen Prognosen vieler Analysten für 2024, die in Richtung 2’200 US-Dollar je Feinunze deuteten, wurden bereits im April deutlich übertroffen, als der Goldpreis über 2’400 Dollar stieg. Manche Experten, wie beispielsweise Analysten der Citibank, halten allerdings Preise von 3’000 Dollar innerhalb von 6 bis 18 Monaten für möglich.

Doch bei einem Investment in Gold sollte weniger der Wunsch nach einer hohen Rendite als vielmehr das Schutzbedürfnis im Vordergrund stehen. Hier kann Gold vor allem durch die negative Korrelation gegenüber den Aktienmärkten und dem Dollar punkten. Dadurch führt Gold innerhalb eines Wertpapierportfolios zu einer Reduktion des Gesamtrisikos. Deshalb wird Gold in der Finanzwelt auch zu Recht als „Stabilitätsanker“ beziehungsweise als „sicherer Hafen“ bezeichnet.

Bei Gold sollte weniger der Wunsch nach einer hohen Rendite als das Schutzbedürfnis im Vordergrund stehen.

Der Goldpreis entwickelt sich meist konträr zum Aktienmarkt und spielt seine Stärken häufig dann aus, wenn sich der Aktienmarkt in einer Konsolidierungs- oder Korrekturphase befindet. Doch gab es in der Vergangenheit regelmässig Phasen, in denen sich Aktien und Gold im Gleichschritt spürbar verteuert haben – und auch von Dezember 2023 bis März 2024 war es so. Das Bedürfnis der Anlegerinnen und Anleger, Vermögen ausserhalb des Banken- beziehungsweise Finanzsystems aufzubewahren, dürfte angesichts explodierender Geldmengen und Schuldenberge eher zu- als abnehmen.

Gold hat im Vergleich zu anderen Anlageformen allerdings einen erheblichen Nachteil: Es wirft weder Zinsen ab noch erwirtschaftet es Dividendenerträge. Wer mit Gold eine positive Rendite erzielen möchte, muss auf zukünftige Preissteigerungen setzen.

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Goldpreis 10 Jahre (in US-Dollar)

Stand Chart: 23.04.2024; Quelle: TradingEconomics.com

Einfluss der Zinsen auf die Goldpreisentwicklung

Als besonders wichtiger Einflussfaktor für die Goldpreisentwicklung gilt das Zinsniveau. Nach dem massiven Anstieg der Zinsen im vergangenen Jahr wird sich dieser Trend aller Voraussicht nach nicht fortsetzen, schliesslich dürften dann die Schulden für viele Staaten, Unternehmen und Privathaushalte nicht mehr finanzierbar sein. Während die Federal Reserve und die EZB ihre Absicht, die Zinsen im Laufe des Jahres 2024 zu senken, einstweilen relativiert haben, vollzog die Schweizerische Nationalbank als erste grosse Notenbank Ende März wirklich eine Zinssenkung – doch der Goldpreis liess sich davon nicht beeindrucken.

Nach dem spürbaren Rückgang der Inflation 2023 und dem Zinsanstieg sind die Realzinsen wieder positiv geworden, das heisst, die Renditen von Anleihen guter Bonität liegen wieder über der Inflation. Normalerweise belasten hohe oder steigende Anleiherenditen den Goldpreis, weil das zinslose Gold dann an Attraktivität verliert. Doch diesmal ist das offenbar nicht der Fall, der Goldpreis ist unaufhaltsam gestiegen. Daran konnte auch die bis Jahresanfang noch recht sichere Erwartung von Zinssenkungen nichts ändern.

In Zeiten anziehender oder hoher Zinsen verliert das zinslose Gold in der Regel an Attraktivität gegenüber festverzinslichen Anlagen, kann dann allerdings seinen Vorteil vor allem gegenüber Wachstumsunternehmen ausspielen, deren Kreditfinanzierungskosten deutlich steigen, was wiederum deren Gewinne schmälert. Investoren kehren dem Aktienmarkt dann häufig den Rücken und schichten ihr Kapital in etwas risikoärmere Anlageklassen, zu denen Gold zu zählen ist, um.

Zu sehr sollten steigende Zinsen bei der Bewertung von Gold allerdings nicht berücksichtigt werden, schliesslich geht mit hohen Schulden und steigenden Zinsen auch eine sinkende Schuldentragfähigkeit einher. Verglichen mit physischem Gold in Form von Barren und Münzen verfügen Anleihen konstruktionsbedingt nämlich stets über ein deutlich höheres Kontrahenten-, Ausfall- und Totalverlustrisiko.

Einfluss von Goldkäufen auf die Goldpreisentwicklung

Immer wieder gibt es Zeiten, in denen die Kaufaktivitäten grösserer Notenbanken den Goldpreis beeinflussen. Auch jetzt ist eine solche Zeit: Von Ende 2022 bis ins Frühjahr 2024 stockte die People’s Bank of China kontinuierlich ihre Goldreserven auf, um die Währungsreserven breiter zu streuen. Zusätzlich kaufen halbstaatliche und zumindest scheinbar private chinesische Investmentgesellschaften Gold als Absicherung gegen die Konjunktursorgen der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt. Dies gilt als wichtiger Faktor des Gold-Höhenflugs.

Wie viel sollte man in Gold investieren?

Auch wenn Gold als krisenfest gilt, so schwankt auch der Goldpreis teils kräftig in die eine oder andere Richtung, weshalb Anleger niemals alles auf die Karte Gold setzen sollten. In den vergangenen Jahren haben sich die Aktienmärkte um ein Vielfaches besser entwickelt als der Goldpreis. Da sich eine Krise oder ein Bärenmarkt an den Aktienmärkten selten im Voraus ankündigt, kann es dennoch sinnvoll sein, stets Gold als Depotbeimischung zu besitzen. Experten raten daher, zwischen 5 und 10 Prozent seines Vermögens in Gold zu investieren. Dies sollte allerdings lediglich als Orientierung dienen. Renditeorientierte Anlegerinnen und Anleger sollten ihren Goldanteil eher etwas niedriger, sicherheitsorientierte Anleger eher etwas höher ansetzen.

Wie kann man am besten in Gold investieren?

Zunächst müssen Anleger für sich entscheiden, ob sie direkt in das Edelmetall investieren oder lediglich an der Goldpreisentwicklung partizipieren möchten.

Direkt in Gold investieren

Bei einem direkten Investment in Gold erwerben Anleger das Metall meist in Form von Münzen oder Barren. Hier sollte er sich jedoch gut informieren und die Münzen und Barren nur bei seriösen Goldhändlern oder Banken erwerben. Der Besitz von physischem Gold kann für Anleger interessant sein, die wenig Vertrauen in das heutige Finanzsystem haben und sich gegen eine weitere Finanzkrise oder sogar einen Kollaps des gesamten Finanzsystems absichern möchten. Gold hat in den vergangenen 2000 Jahren etliche Finanzkrisen überstanden – eine Unze Gold ist in all den Jahren eine Unze Gold geblieben.

Beim Kauf von physischem Gold ist zunächst zu beachten, dass die Preise je nach Produkt variieren und dass die Gewinnspannen der Händler unterschiedlich ausfallen. Sowohl bei Barren als auch bei Münzen fährt man billiger, wenn man grössere Stückelungen kauft beziehungsweise verkauft. Bei manchen Münzen kommt zum Materialwert noch ein Sammlerwert hinzu; bei den gängigsten wie dem Goldvreneli oder dem Krugerrand ist dies allerdings nicht der Fall. Zudem haben solche Münzen den Vorteil der Liquidität: Sie lassen sich jederzeit problemlos zum Marktpreis wieder veräussern.

Wichtig ist ausserdem, bei Goldbarren auf die LBMA-Zertifizierung zu schauen: Nur Gold, das unter Einhaltung gewisser Umweltstandards und sozialer Standards produziert wurde, wird von der London Bullion Market Association (LBMA) zertifiziert und ist für den Handel in Grossbritannien, der Schweiz und der Europäischen Union zugelassen. In der Praxis fast gar keine Rolle spielt hingegen sogenanntes „nachhaltiges“ – häufig recyceltes – Gold. Das ist nämlich teurer, und beim Geld hört für Anleger der Spass auf.

Für Gold gilt eine Anonymitätsgrenze: In der Schweiz darf eine natürliche Person jährlich Edelmetallwaren im Wert von 15’000 Franken ohne Legitimation erwerben, in Österreich immerhin bis 10’000 Euro, in Deutschland hingegen höchstens im Wert von 2’000 Euro. Das gilt nur für den Kauf bei Händlern, denn bei Banken muss man sich ohnehin stets ausweisen. Übrigens fällt in der Schweiz und in der Europäischen Union auf Goldbarren und Goldmünzen anders als bei anderen Edelmetallen in der Regel keine Mehrwertsteuer an.

Möglichst nicht erst nach dem Kauf stellt sich die Frage nach der Lagerung des edlen und wertvollen Metalls. Es nimmt zwar so gut wie gar keinen Platz weg – 1 Liter Gold wiegt 19,3 Kilogramm und war Mitte April mehr als 1,3 Millionen Franken wert –, doch es ist hochgradig diebstahlgefährdet. Lösungen sind Tresore, Versicherungen, Schliessfächer, Goldverwahrungen und andere mehr.

Weitere Möglichkeiten, um an der Goldpreisentwicklung zu partizipieren

Um an der Goldpreisentwicklung zu partizipieren, ist der Besitz von physischem Gold nicht immer zwingend nötig.

In Gold investieren über Derivate

Eine andere Möglichkeit, in Gold zu investieren, ist der Erwerb von Derivaten. Das sind Finanzprodukte, die in diesem Fall den Goldpreis nachbilden, aber nicht mit physischem Gold hinterlegt sind. Derivate können auch mit einem Hebel versehen sein, sodass Anleger überproportional an der Goldpreisentwicklung partizipieren können. Der Hebel wirkt jedoch in beide Richtungen – bei nachteiliger Entwicklung können Hebelprodukte zum Totalverlust führen. Derivate sind Schuldverschreibungen, die neben dem Kursrisiko auch ein Emittentenrisiko haben.

Hier geht es zu einer Auswahl an Derivaten, die den Goldpreis nachbilden

In Gold investieren über ETPs

Es gibt auch die Möglichkeit, über sogenannte Exchange-Traded Products (ETPs) in Gold zu investieren. Bei ETPs handelt es sich um passiv gemanagte und an der Börse handelbare Wertpapiere, die die Kursentwicklung von Aktien, Anleihen, Indizes, Rohstoffen oder Währungen nachbilden. „Exchange-Traded Products“ ist allerdings nur der Oberbegriff. Bei Rohstoffen wie etwa Gold handelt es sich genauer gesagt um Exchange-Traded Commodities (ETCs). ETCs verbriefen in diesem Fall den Wert einer bestimmen Menge Gold und beinhalten oft einen Anspruch auf die physische Lieferung dieses Goldes. Im Unterschied zu Derivaten investiert der Emittent bei ETCs das Geld meist direkt in Gold (physische Hinterlegung). Zwar sind auch ETCs Schuldverschreibungen und besitzen ein Emittentenrisiko, doch ist das Ausfallrisiko bei ETCs dank der physischen Hinterlegung begrenzt.

Hier geht es zu einer Auswahl an ETCs, die den Goldpreis nachbilden

In Gold investieren über ETFs

Eine Investition in Gold ist auch über Exchange-Traded Funds (ETFs) möglich, die ebenfalls zu den Exchange-Traded Products (ETPs) gehören. ETFs sind Investmentfonds, die meist einen Index – in diesem Fall den Goldpreisindex – nahezu 1 zu 1 nachbilden und ebenfalls an der Börse gehandelt werden. Der wesentliche Unterschied zwischen ETFs und ETCs liegt darin, dass ETCs rechtlich gesehen unbefristete Schuldverschreibungen und anders als ETFs eben keine Investmentfonds sind. Investmentfonds/ETFs werden rechtlich anders behandelt. Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit des Emittenten, d.h. der Fondsgesellschaft, die den Gold-ETF aufgelegt hat, ist das Vermögen des Anlegers besonders geschützt. Denn gemäss den Bestimmungen gehört das Vermögen eines ETFs zum sogenannten Sondervermögen der Fondsgesellschaft, das ausschliesslich den Anlegern gehört. In Ländern der Europäischen Union ist der Erwerb von Gold-ETFs jedoch nicht möglich, da ein ETF oder Investmentfonds sein Vermögen per Gesetzgebung nicht in nur eine Aktie/Rohstoff investieren darf. In den USA oder der Schweiz ist dies jedoch möglich.

Hier geht es zu einer Auswahl an ETFs, die den Goldpreis nachbilden

Indirekt in Gold investieren über Goldminenbetreiber

Auch die Beteiligung an Goldminengesellschaften durch den Erwerb von Aktien gilt als eine Form der Investition in Gold. Allerdings ist dies eine indirekte Investition, denn für die Aktienkursentwicklung sind nicht nur der Goldpreis, sondern auch andere Faktoren wie etwa das unternehmerische Geschick des jeweiligen Managements oder die Gesamtentwicklung der Aktienmärkte entscheidend. In der Regel partizipiert ein Anleger bei einem Investment in ein Goldminenunternehmen überproportional an der Goldpreisentwicklung. Ähnlich wie bei einem Derivat mit Hebel gilt dies jedoch in beide Richtungen.

Hier geht es zu einer Auswahl an Goldminenbetreibern

Top 5 der bedeutendsten Goldminen-Gesellschaften
Newmont Mining ISIN: US6516391066
Barrick Gold ISIN: CA0679011084
Newcrest Mining ISIN: AU000000NCM7
Agnico-Eagle Mines ISIN: CA0084741085
Gold Fields ISIN: ZAE000018123

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